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Mitten im Grünen, jedoch nur wenige hundert Meter vom Stadtzentrum entfernt, haben in zwei Wohnungen des Diakoniewerks 12 Menschen mit Behinderung in einem Wohnhaus der WSG, ein neues Zuhause gefunden. Die Wohnungen wurden schrittweise ab 16. April bezogen, die letzten der BewohnerInnen, die fast alle aus dem Umgebung von Pregarten kommen, sind am 2. Juni eingezogen. Alle sind in Einrichtungen des Diakoniewerks beschäftigt, in der EDV-Werkstätte bzw. im Postshop Hagenberg oder in den Fördergruppen in Ried/Riedmark. Der jüngste Bewohner ist 17 und geht noch zur Schule, der älteste 49 Jahre alt. In jeder der Wohnungen gibt es auch einen Platz für Kurzzeitunterbringungen.

Ein Zuhause zum Wohlfühlen

„Damit sich alle im neuen Zuhause wohlfühlen können, wurden die Wohnungen und Zimmer gemeinsam mit den BewohnerInnen und ihren Angehörigen ganz individuell eingerichtet“, berichtet Roland Sattlegger, Leiter der Wohnungen Pregarten. Michael z.B. ist sehr musikalisch und hat in seinem Zimmer nicht nur ein Keyboard sondern auch eine Trommel stehen. Auch Hans-Jürgen ist sehr zufrieden: „Mir taugt, dass ich hier selbständiger bin als vorher zuhause.“ Für Katharina, Rollstuhlfahrerin wie Hans-Jürgen, war es eine große Umstellung vom Elternhaus in ein „eigenes Reich“ umzuziehen. „Aber mir taugt, dass ich hier die Chance habe Neues zu lernen“ sagt sie. Petra hat, unterstützt durch ihre Mutter, ihr Zimmer nach ihren Vorstellungen durch einen Fachmann einrichten lassen. „Ich habe meine Wünsche geäußert und der Tischler hat es genauso umgesetzt. Es war mir wichtig, dass Gäste zu mir kommen können, denn ich kenne viele Leute und habe auch eine eigene Website (http://petrahofmeister.at/). Ich fühle mich hier sehr wohl“, erklärt die selbstbewusste junge Frau. Die selbstöffnenden Türen des Hauses, der Wohnung und des Zimmers sowie der Aufzug erleichtern es ihr, selbständig jederzeit überall hinzukommen. Insgesamt leben in den beiden Wohnungen sieben RollstuhlfahrerInnen.

Selbstbestimmung in der Alltagsgestaltung

In der Alltagsgestaltung versuchen die MitarbeiterInnen die BewohnerInnen ihren Möglichkeiten entsprechend mit einzubeziehen. „Zum Beispiel waschen wir die Kleidung selbst, und wer kann bringt und holt seine Wäsche und räumt sie an den richtigen Platz“, berichtet Fachsozialbetreuerin Petra Grübler, die fünf Jahre lang im Wohnhaus Martinstift des Diakoniewerks in Gallneukirchen Erfahrung in der Begleitung von Menschen mit Behinderung gesammelt hat. „Wir kochen abends und an den Wochenenden, zu Mittag essen die Bewohnerinnen und Bewohner an ihrer Arbeitsstelle. Aus einer Fülle von Vorschlägen suchen sie miteinander das jeweilige Menü aus, das sie gerne essen möchten. Wer will, unterstützt uns dann beim Kochen bzw. beim Schneiden der Zutaten. Auch andere Hausarbeiten erledigen wir gemeinsam, soweit es möglich ist.“
Das Stadtzentrum ist sowohl zu Fuß als auch mit dem Rollstuhl erreichbar. Hans-Jürgen hat aber auf einer Besichtigungstour durch Pregarten bereits festgestellt, dass es mit der Barrierefreiheit in der Stadt noch ein bisschen hapert. Banken und das Stadtamt sowie einige Geschäfte sind da vorbildlich, bei anderen, z.B. bei einem Kaffeehaus, ist es jedoch schwierig, hineinzukommen. Roland Sattlegger ist in den Ortsentwicklungsprozess in Pregarten mit eingebunden und schaut besonders darauf, dass in Punkto Barrierefreiheit etwas weitergeht. Bei ihren Aufenthalten in der Stadt oder auch am Sportplatz haben die Neo-Pregartner schon erfreut feststellen dürfen, dass sie von der Bevölkerung sehr gut aufgenommen werden. Mit einem Hausfest am 11. Juni haben sie sich auch bei den übrigen Mietern des Hauses in der Bindergasse vorgestellt.

(Fotos und Text von Diakoniewerk Gallneukirchen)