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Rattatatta-rattatatta-rattatatta. braust ein Zug über seine Gleise. Genauso schnell rattert auch der kleine Andreas durch sein Leben. Seine persönlichen “Treibstoffe” bestehen jedoch nicht aus Strom oder Erdöl: Andreas “Hybrid-Antrieb” läuft auf Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterfrühkindlichem Autismus gepaart mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterADHS). Seine Psychologin Sylvia Arrer möchte zum Autistic Pride Day (18.6.) Einblicke in die autistische Lebenswelt geben und so für mehr Verständnis bei den Mitmenschen sorgen.
Frühkindlicher Autismus ist die bekannteste Diagnose aus dem Bereich der autistischen Störungen. Bereits 1943 wurde er vom galizischen Kinderpsychiater Leo Kanner erstmals diagnostiziert. Frühkindlicher Autismus geht oft mit verzögerter Sprachentwicklung, mentalen Beeinträchtigungen und Problemen in der zwischenmenschlichen Interaktion einher. “Andreas ist ein wirklich aufgeweckter Achtjähriger”, lächelt die Psychologin und meint weiter: “Rechnen ist zwar so gar nicht sein Fall, aber grundsätzlich liegt bei ihm keine mentale Beeinträchtigung vor.”

"Jede Veränderung ist für Andreas schwer"

Der Knirps aus der Nähe von Graz besucht derzeit die erste Klasse Volksschule. Unter Tags wird er im Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterSchulheim der Mosaik GmbH betreut. “Frühkindliche AutistInnen kommen mit Veränderungen schwer zurecht. Auch Andreas kann neue oder unerwartete Dinge nur schwer verarbeiten. Er redet dann wie ein Wasserfall und wiederholt ständig was er gerade gesagt hat. Wenn früher eine Situation für ihn gar nicht mehr auszuhalten war dann hat er schon mal mit seiner Schultasche um sich geschlagen. Aber das hat sich seit Herbst zum Glück deutlich gebessert”, freut sich Sylvia Arrer.
Typisch für frühkindliche AutistInnen sind begrenzte und sich wiederholende Interessen. In Andreas` Fall ist es derzeit alles was auf Schienen fährt. “Erst vor kurzem war Andreas mit seiner Schulheimgruppe in Wien im Zoo. Während alle Kinder begeistert von den Tieren waren, erzählte Andi nur von Straßenbahnen, U-Bahnen oder Zügen. Vom Zoobesuch konnte man ihm kaum ein Wort entlocken”, erzählt die Psychologin aus dem Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterAmbulatorium der Mosaik GmbH.

Andere Wahrnehmung

Besonders zwischenmenschliche Situationen sind für viele frühkindliche AutistInnen schwer zu verarbeiten. Durch ihre veränderte Wahrnehmung fällt es ihnen schwer, sich an die (meist) “ungeschriebenen Regeln” ihrer sozialen Umwelt anzupassen, wodurch sie mitunter anecken. “Menschen mit Autismus können soziale Regeln oft nicht anwenden oder überhaupt verstehen. Das machen sie jedoch nicht aus Bosheit, das gehört zu ihrer autistischen Störung. Andreas kommt beispielsweise ganz gut zurecht, wenn man ihm klare Strukturen und Regeln vorgibt”, rät Sylvia Arrer in Bezug auf einen wertschätzenden Umgang mit AutistInnen.
Über die Verbreitung von Autismus sind sich die Fachleute uneinig: Während ältere Studien davon ausgehen, dass auf 10.000 Menschen vier bis fünf AutistInnen kommen, sprechen neuere Studien bereits von 30 bis 60 AutistInnen auf 10.000 Menschen. Für Österreich würde das nach der älteren Studie 3.300 bis 4.200 bzw. nach der neueren Studie sogar 25.000 bis 50.000 Menschen mit Autismus ergeben.

Hören Sie in Andis Umfeld in der Mosaik GmbH hinein

Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterPodcast: Info Schulheim der Mosaik GmbH (mp3 Datei) Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterPodcast: Information zum Ambulatorium der Mosaik GmbH” (mp3 Datei)

(von Mosaik GmbH)