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Die Österreichische Liga für Kinder- und Jugendgesundheit und die Elterninitiative “lobby4kids” kritisieren die unerträgliche Situation im Gesundheitsbereich. Es sei höchst alarmieren, dass chronisch kranke Kinder und Jugendliche in Wien oft mangelhaft versorgt seien. „Gerade diejenigen, die spezielle Therapien bräuchten, um ihren Lebensweg positiv gestalten zu können, landen auf Wartelisten oder müssen überhaupt für einen Therapieplatz abgewiesen werden”.

Kritische Situation auch von Zentrum für Entwicklungsförderung aufgezeigt

Zahlen dazu hat Prim. Dr. Friedrich Brandstetter vom “Zentrum für Entwicklungsförderung” im 22. Wiener Gemeindebezirk schon vor 2009 vorgelegt: So stehen allein in den vier größten Ambulatorien in Wien ungefähr 850 chronisch kranke Kinder monatelang auf Wartelisten.
Dazu kommen 600 bis 700 behandlungsbedürftige Kinder und Jugendliche pro Jahr, die überhaupt abgewiesen werden müssen: “Bei Kindern mit zum Teil schweren Entwicklungsstörungen oder Behinderungen wird zwar rechtzeitig die Diagnose erstellt, die notwendigen Behandlungen können aber oft erst mit unzumutbarer Verzögerung durchgeführt werden.” so Brandstetter, ärztlicher Leiter eines Ambulatoriums.

Auch Bericht des Kontrollamts erkennt kritische Situation

Selbst ein Kontrollamtsbericht der Stadt Wien zeigte diese bedenkliche Entwicklung auf: “Im Betrachtungszeitraum der Jahre 2002 bis 2007 konnten bei einer Reihe dieser Einrichtungen zum Teil mehrmonatige Wartezeiten und punktuell auch Aufnahmesperren festgestellt werden, weshalb nicht von einem bedarfsgerechten Leistungsangebot – insbesondere im therapeutischen Bereich – ausgegangen werden konnte.”
Von einer daraufhin eingesetzten Kommission der Stadt Wien sind bis heute keine Ergebnisse bekannt. Die politisch Verantwortlichen wie zum Beispiel der Fonds Soziales Wien und Gesundheits-Stadträtin Mag. Sonja Wehsely hätten das Angebot sogar noch sukzessive gekürzt. Die Therapiekontingente vieler Einrichtungen wurden heuer erstmals durch eine Deckelung eingefroren, einige Institute geschlossen bzw. frühere Subventionszusagen nicht eingehalten.

Leidensdruck für betroffene Eltern und Kinder enorm

“Betroffene Eltern und Kinder leiden enorm unter dieser Situation. Es ist oft ein unglaublicher Hürdenlauf, bis eine Familie für ihr Kind die adäquate Therapie bekommt, sofern sie sich diese nicht – zumindest teilweise – privat finanzieren kann.” erklärt Mag. Dr. Irene Promussas von der “lobby4kids” die “Zwei Klassen-Medizin”.
So arbeiten in Wien rund 60 Institute in vergleichbaren Aufgabenbereichen für Erwachsene gegenüber fünf Ambulatorien für Kinder und Jugendliche. Auf der Homepage der Wiener Ärztekammer erfährt man, dass es 56 FachärztInnen für Neurologie oder Psychiatrie mit Kassenvertrag für Erwachsene gibt, aber nur drei für Neuropädiatrie oder Kinder- und Jugendpsychiatrie. Zu den mehr als 1.000 Kindern und Jugendlichen, die auf Therapie warten müssten, komme aber auch noch der große Bereich der ebenfalls fehlenden psychotherapeutischen und kinderpsychiatrischen Versorgung.
“Diese Situation ist für Wien und für Österreich gesundheitspolitisch, aber auch volkswirtschaftlich völlig unverständlich. Denn das, was eine Gesellschaft in die Gesundheit der Kinder früh investiert, bekommt sie vielfach zurück!” fasst Prim. Dr. Klaus Vavrik, Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, abschließend zusammen.

(von OTS)