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Im Forschungsprojekt SysKid arbeiten 25 Forschungsgruppen aus 15 Ländern zusammen. Ihr Ziel ist mit Hilfe moderner Methoden der Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterSystembiologie eine verbesserte Handlungsweise für die Prävention, Diagnostik und Behandlung von chronischen Nierenleiden zu erarbeiten.
Professor Gert Mayer von der Medizinischen Universität Innsbruck sieht ein Thema  als eine der großen Herausforderungen der Medizin in den kommenden Jahren: eine frühe Diagnose und Behandlung von PatientInnen mit erhöhtem Risiko für chronische Nierenerkrankungen, denn neue Studien zeigen, dass „eine Therapie in frühen Stadien das Fortschreiten der Erkrankung zumindest bremsen und den Patienten oft auch die Dialyse oder die Transplantation ersparen kann”, ergänzt Professor Rainer Oberbauer von der Medizinischen Universität Wien. “Wir können es uns angesichts der Zunahme dieser Leiden nicht länger leisten, mit der Behandlung zu warten, bis sich die Patienten im Endstadium befinden”, betont Professor Dick de Zeeuw von der Universität Groningen, “wir brauchen Programme zur Früherkennung und Frühbehandlung.&qu

Chronische Nierenerkrankungen gehören zu den unterschätzten Leiden

In Europa sind etwa zehn Prozent der Bevölkerung von chronischen Nierenerkrankungen betroffen. Zumeist ist die Nierenschwäche die Folge von Diabetes (Zuckerkrankheit) und Bluthochdruck.  Schätzungsweise 20 bis 40 Prozent der DiabetikerInnen entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Nierenschäden, ein Drittel der Patienten, die eine Dialyse (Blutwäsche) benötigen, sind zuckerkrank.
Schätzungsweise sieben Prozent der Bevölkerung befinden sich mittlerweile wegen eines Diabetes in ärztlicher Behandlung. Untersuchungen belegen jedoch, dass es sehr viel mehr sein müssten: Ergänzt man die gesicherten Zahlen um die vermutete Dunkelziffer, dann dürften bereits jetzt rund zehn Prozent aller BürgerInnen an einem Diabetes mellitus leiden. Ihr Risiko für ein Nierenleiden ist erhöht, ebenso ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, da eine Nierenschwäche auch Herz und Kreislauf beeinträchtigen.
Ein einfacher Test, der Nachweis von Eiweiß im Urin, kann bereits sehr früh einen Hinweis auf eine Nierenschädigung geben – oft schon bei Menschen, die sonst noch keinerlei Krankheitszeichen zeigen. Darum appellieren ExpertInnen: “Machen Sie alle zwei Jahre einen Nieren-Check. Diabetiker sollten ihre Nierenfunktion jedes Jahr untersuchen lassen.”

Grenzen von Vorsorgeuntersuchungen

Doch diese Untersuchung sowie andere Tests haben gleichwohl Grenzen: “Nicht jeder Patient bei dem eine solche Untersuchung ein erhöhtes Risiko anzeigt, entwickelt dann tatsächlich eine Nierenschwäche”, weiß Professor Gert Mayer. Ebenso kann die Nierenfunktion abnehmen und die Erkrankung voranschreiten, ohne dass Eiweiß im Urin nachweisbar ist.  “Daher müssen wir davon ausgehen, dass die Diagnose oft nicht korrekt gestellt wird und daher weitere Marker nötig sind um die Situation zu verbessern “, sagt Mayer. Nach solchen Markern der beginnenden Nierenschwäche, die zu diagnostischen Zwecken eingesetzt werden können, wollen die SysKid-ForscherInnen in den nächsten Jahren suchen.
Mit Systembiologie die Niere als Ganzes verstehen.
Nötig sind jedoch nicht nur bessere Diagnoseverfahren. Mit den derzeitigen Therapien können Ärzte das Fortschreiten der Erkrankung meist bremsen, aber nicht gänzlich stoppen. Auch hier wollen die SysKid-Forscher neue Impulse geben. “Je besser wir die Krankheitsprozesse auch auf genomischer, molekularer und zellulärer Ebene verstehen, desto eher eröffnen sich auch Ansätze und Angriffspunkte für neue Therapien”, erklärt SysKid-Koordinator Dr. Bernd Mayer. Dazu setzen die Forscher auf die “Omics”, Forschungsrichtungen, wie Genomics, die Untersuchung des Erbguts, “Proteomics”, die Erforschung der Gesamtheit der Eiweißstoffe oder Metabolomics, die Untersuchung von Metaboliten, also den Stoffwechselprodukten. Das Ziel: Die Forscher wollen ein vollständiges Bild der komplexen und dynamischen Prozesse auf allen Ebenen der Nierenzellen erhalten. “Darum sprechen wir in diesem Zusammenhang von Systembiologie”, erklärt Bernd Mayer. Die SysKid-Forscher sind angetreten, das System Niere als Ganzes zu verstehen.

Konsortium und Laufzeit

SysKid ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt: ExpertInnen aus Medizin, Statistik, Epidemiologie, Molekularbiologie und Bioinformatik von Universitätskliniken, Forschungsinstituten und Biotech-Unternehmen arbeiten zusammen.
Dem Konsortium gehören 25 Forschergruppen aus 15 Ländern an: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Niederlande, Österreich, Polen, Schweiz, Spanien, Ungarn und USA.
Koordiniert wird das auf fünf Jahre anberaumte Projekt von Dr. Bernd Mayer, geschäftsführender Partner der F&E-Firma emergentec biodevelopment GmbH, Wien.
Mehr Informationen zum Projekt: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.syskid.eu

(von OTS)