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Vor ca. 6 Monaten wurde ich zum ersten Mal mit dem Thema Pränataldiagnose konfrontiert – natürlich wusste ich auch vorher schon darüber Bescheid – mehr als andere, da ich mich ja beruflich auch ständig mit dem Thema beschäftigte – ich meine so richtig konfrontiert. Als ich festgestellt habe, dass ich schwanger bin habe ich mir einen Termin beim Frauenarzt ausgemacht. An sich ein schönes Ereignis: schwanger – ein Nachzügler oder eine Nachzüglerin, meine beiden “Großen” sind ja doch schon 14 und 8 Jahre alt.

Beim Frauenarzt also wurde meine Schwangerschaft bestätigt und es wurden mir der Mutterkindpass und ein paar Zettel in die Hand gedrückt: “Lesen Sie sich das durch” hieß es. So stand ich da mit meinen Zetteln über Nackenfaltenmessung, Organscreening und Herzultraschall und wusste nicht so recht was ich davon halten sollte. Bei meinen beiden großen Kindern gab es keine Pränataldiagnose für jedermann, dabei gehöre ich mit meinen 33 Jahren und dem dritten Kind noch nicht einmal zur so genannten “Risikogruppe”. Da mir nur sehr gut bewusst war, dass es bei diesen Diagnosen nicht nur positive Rückmeldungen gab und ich mein Kind lieben würde ob mit oder ohne dicker Nackenfalte, habe ich mich eigentlich sehr rasch gegen diese Untersuchung entschieden.

Bei meinem nächsten Termin beim Frauenarzt und der Frage ob ich bei der Nackenfaltenmessung war, habe ich dies verneint und musste doch prompt einen Zettel unterschreiben, dass ich über das “Risiko eines Gendefekts – sprich Down Syndrom” aufgeklärt wurde. (Wenn jemand das Gerichtsurteil von dem Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterFall in Salzburg kennt, indem der Arzt zu Schadenersatz verpflichtet wurde – versteht man ja, dass sich der Arzt absichern möchte. Lesen Sie dazu auch: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fenster“Schockierender Zeitgeist: Schadenersatz für “mangelhaften” Menschen?”). Aber für eine schwangere Frau ist das eigentlich kein schönes Gefühl.

Beim nächsten Kontrolltermin beim Frauenarzt war es dann das Organscreening, dass ich machen lassen könnte. Ja ich habe mir überlegt dieses Screening zu machen, wenn die Organe etwas haben dann wäre man doch gleich informiert und könnte sofort reagieren…allerdings bin ich ein sehr Naturbezogener Mensch und möchte alles so natürlich wie nur möglich haben, aus diesem Grund habe ich mich auch gegen dieses Organscreening entschieden. Das wurde auch gleich in meinem Mutterkindpass notiert.

Beim meinem letzten Frauenarzttermin – ich dachte ich hätte jetzt die Entscheidungsphase für alle Untersuchungen die da angeboten werden hinter mir – tauchte dann die Frage auf ob ich zum Herzultraschall gehen will. Damit hatte ich nun wirklich nicht mehr gerechnet und so fragte ich, ob es denn von Vorteil wäre….Mein Arzt sagte mir, dass im Krankenhaus bei dieser Untersuchung natürlich bessere Geräte vorhanden sind als bei ihm und dass es natürlich von Vorteil wäre…aber das wären ja die anderen Untersuchungen auch, weil man ja so alles früh erkennen könne…

Ich habe die Überweisung zum Herzultraschall immer noch bei mir liegen und frage mich, was ich beim nächsten Mal untersuchen lassen soll. Fest steht für mich, dass meine beiden ersten Schwangerschaften – als ich noch nicht mit all den Untersuchungen konfrontiert war – für mich weit weniger beunruhigend waren als diese. Und dann stellt sich mir die Frage mit welcher Untersuchung schließe ich aus, dass mein Kind bei der Geburt zu wenig Sauerstoff bekommt, oder dass sonst irgendetwas Unvorhergesehenes passiert.

Niemand wünscht sich ein krankes oder behindertes Kind, aber für mich steht eines fest: sollte es so sein, dann werde ich dieses Kind nicht weniger lieben als meine beiden anderen – dafür brauche ich weder eine Nackenfaltenmessung, noch ein Organscreening und auch keine Herzultraschalluntersuchung.
(von Sonja Strohmaier)