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Wenn Eltern erfahren, dass ihr Kind eine Behinderung hat, ist dies vermutlich einer der schwersten Momente in ihrem Leben. Gerade deswegen erwartet man sich, dass das medizinische Fachpersonal entsprechend sensibel mit solchen Situationen umgeht. Leider ist dies jedoch nur selten der Fall. Zum internationalen Tag der Behinderung am 3. Dezember möchten die Steirische Vereinigung für Menschen mit Behinderung (STVMB) und die Lebenshilfe Graz und Voitsberg (GuV) diese Schwierigkeiten aufzeigen.

Betroffene Eltern kommen zu Wort

“Der Arzt kam ins Zimmer und sagte zu mir: `Ihr Kind ist schwer behindert und wird niemals normal leben können.` Mit diesem Satz ließ er mich dann einfach stehen,” erzählt eine betroffene Mutter mit Tränen in den Augen. Szenen wie diese sind keine Seltenheit in Österreichs Krankenhäusern, wie eine Umfrage der STVMB, Trägerverein der Mosaik GmbH, zeigte. “Von 64 befragten Personen gaben 50 an, dass sie überhaupt nicht behutsam auf die Behinderung ihres Kindes aufmerksam gemacht wurden. Eine erschreckend hohe Zahl,” so Mag. Ruth Jaroschka von der STVMB bedrückt.

Vorbereitung auf Gespräch

Die Steirische Vereinigung hat nun in Kooperation mit der Mosaik GmbH, der Lebenshilfe GuV, dem Verein Leah, dem Verein ISI, der Diözese Graz-Seckau – Aktion Leben, das Projekt “Diagnose Behindert” entwickelt. Ziel ist es, dass das medizinische Fachpersonal, insbesondere Ärztinnen und Ärzte, auf solche Situationen besser vorbereitet werden soll.
“Es ist nicht einfach, jemanden eine schwere Diagnose zu übermitteln. Durch unsere Vorträge und Workshops möchten wir das Fachpersonal für solche Situationen sensibilisieren”, erklärt Mag. Ruth Jaroschka den Kern des Projekts.

Videoanalyse von Diagnosegesprächen

Kooperationen mit der Medizinischen Universität Graz, der Karl-Franzens-Universität Graz und verschiedenen Fachhochschulstudiengängen machen es möglich, dass die Kernzielgruppen bereits in der Ausbildung erreicht werden. Neben fachlichen und ethischen Gesichtspunkten kommen aber auch betroffene Eltern zu Wort, die aus Ihrer persönlichen Erfahrung erzählen. Abschließend gibt es ein “Trockentraining” bei dem Probe-Diagnosegesprächen durchgeführt werden. Diese werden auf Video aufgezeichnet und anschließend mit einer Kommunikationstrainerin analysiert.
“Die bisherigen Rückmeldungen der AbsolventInnen sind sehr positiv. Künftig hoffen wir auch, dass wir mit Ärztinnen und Ärzten in Kontakt kommen können, die bereits in der Praxis stehen,” so die engagierte Pädagogin.
(Text und Foto (c): Öffnet einen externen Link in einem neuen FensterSTVMB)