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Zwanzig Damen und Herren waren gestern Vormittag im ÖAMTC-Fahrsicherheitszentrum in Teesdorf zu Gast. An sich nichts Ungewöhnliches, wären die Gäste nicht blind bzw. schwer sehbehindert. Unter der professionellen und äußerst einfühlsamen Anleitung der Instruktoren Robert Schmidtbauer und Fritz Schuckert drehten die “Fahrschüler” trotz empfindlicher Kälte und Schlechtwetter konzentriert und voller Freude ihre Runden auf dem Übungsgelände. Anlass war der “Internationale Tag des weißen Stocks”, der seit 1964 am 15. Oktober begangen wird und in dessen Zentrum die Sicherheit blinder Menschen im Straßenverkehr steht.

Ziel der für Außenstehende etwas kurios anmutenden Aktion, die seit 2005 alljährlich vom ÖAMTC und der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs gemeinsam durchgeführt wird, ist die Sensibilisierung der Teilnehmer für die Gefahren des Straßenverkehrs. “Ich kann jetzt viel besser abschätzen, wie lange der Bremsweg eines Fahrzeuges bis zum Stillstand ist, weil ich es selbst ausprobiert habe”, resümierte ein vollblinder Teilnehmer nach seiner Fahrt. Instruktor Fritz Schuckert war besonders begeistert von einer geburtsblinden jungen Dame: Obwohl sie noch nie ein Fahrzeug gelenkt hatte, steuerte sie den automatikgetriebenen Pajero gefühlvoll und sicher über den Parcours. Die Instruktoren schätzen ihre ungewöhnlichen Fahrschüler sehr, die sich im wahrsten Sinne des Wortes “blind” auf sie verlassen: “Die strahlenden Gesichter nach jeder Fahrt sind die schönste Belohnung”, freute sich Robert Schmidtbauer.

Einmal selbstständig ein Auto lenken zu dürfen ist für viele visuell beeinträchtigte Menschen ein unerfüllbarer Traum. Für einige Mitglieder der Hilfsgemeinschaft wurde er nun Wirklichkeit, Dank der Unterstützung des ÖAMTC, der Fahrzeuge und Instruktoren alljährlich kostenlos zur Verfügung stellt. Die blinden und sehbehinderten Teilnehmer der Aktion profitieren in zweifacher Hinsicht: Sie entwickeln einerseits ein Gespür für brenzlige Situationen im Straßenverkehr und andererseits stärkt dieses einmalige Fahrerlebnis ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ganz enorm.

Aktuelle Info- und Aufklärungskampagne

Die Hilfsgemeinschaft setzt sich seit vielen Jahren für die Verbesserung der Mobilität visuell beeinträchtigter Menschen ein. Basis dafür ist der Abbau von Barrieren im öffentlichen Raum. “Wir haben diese Thematik auf humorvolle Weise zu einem Online-Game verarbeitet, das spielerisch auf die zahlreichen Hürden für blinde und sehbehinderte Menschen im Alltag aufmerksam machen soll”, erläutert Geschäftsführerin Irene Vogel die Intention der aktuellen Kampagne. Unter Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.hindernisrennen.at stolpert das blinde Huhn Humphrey mit gelber Armbinde, Brille und Taststock durch die Straßen, in denen gefährliche Hindernisse lauern. Am Ende des Spieles können die erzielten Punkte in Form von Euro an die Hilfsgemeinschaft gespendet werden.

(Text und Fotos ©: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.hilfsgemeinschaft.at)