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Jeden Mittwoch Nachmittag kommen BewohnerInnen aus dem Haus für Senioren Wels in die VS 3 Dr. Schauer-Straße in Wels, nur wenige Meter vom Haus für Senioren des Diakoniewerks entfernt, um dort mit Kindern lesen zu üben. Maria Kaltenberger, die im Rollstuhl sitzt und mit Hilfe von Zivildiener Ivan Dzomba in die Schule kommt, ist seit Beginn des Projektes kurz nach Ostern dabei: “Ich habe da einen ganz lieben Buben, mit dem ich lese. Es macht Spaß”, erzählt sie auf dem Weg in die Schule. Dort wird sie, gemeinsam mit Maria Jahn, ebenfalls Rollstuhlfahrerin und zum ersten Mal mit dabei, schon erwartet. Frau Kaltenberger betreut den kleinen Nurhak, dessen Eltern aus der Türkei stammen. “Es geht schon ganz gut”, sagt Nurhak. “Ich lese jetzt auch zuhause öfter mit meiner Schwester.” Frau Jahn wird der kleinen Anela zugeteilt und ohne Zögern oder Berührungsängste beginnen die beiden sofort mit der Lesestunde. Die Kinder lesen aus selbst ausgewählten Büchern vor und die beiden Damen achten darauf, dass richtig gelesen wird, korrigieren, wenn es sein muss oder erklären Wörter, die die Kinder nicht verstehen.

Konzept in Deutschland bereits erfolgreich

Das Projekt Lesementor bindet Kinder aus den ersten drei Schulklassen ein, viele davon mit Migrationshintergrund. Es möchte Kinder, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, beim Lesen und beim Textverständnis unterstützen. In Wels ins Leben gerufen hat dieses Projekt, dessen Konzept in Deutschland schon sehr erfolgreich ist, Mag.a Eva Dragosits, selbst Mutter von 2 Kindern und Interkulturelle Trainerin und Sprachtrainerin. “Ich machte mich auf die Suche nach Menschen, die sich als Lesementorinnen und –mentoren zur Verfügung stellen möchten und fand bald die ersten, die mitmachen wollten. Dann hatten wir die Idee, auch im Haus für Senioren nachzufragen, da bereits seit längerem gute Kontakte zwischen der Schule und dem Altenheim bestehen. Es war gar nicht schwer interessierte SeniorInnen zu finden”, berichtet Eva Dragosits. Auch Zivi Ivan Dzomba ließ sich gerne für eine solche Lesestunde anwerben und bekam Dalibor zugeteilt, den er, genau wie die anderen MentorInnen, regelmäßig betreut.

Weitere Lesementoren gesucht

Jeder der insgesamt 14 Mentorinnen und Mentoren aller Altersstufen, vier davon aus dem Haus für Senioren, kommt einmal in der Woche für eine Stunde in die Schule und widmet sich jeweils einem Kind. Bis Ende des Schuljahres wird das Projekt auf alle Fälle dauern. “Manche Kinder lesen ganz gut, doch fehlt oft das Textverständnis. Im Einzelunterricht mit der Lesementorin oder dem Lesementoren kann man nachfragen, ob das Kind den Text verstanden hat. Erste Erfolge sind schon merkbar. Das Projekt trägt aber nicht nur zum Leseverständnis bei, es entwickeln sich auch schöne Beziehungen”, freut sich Dragosits. Die Direktorin der Schule, Marie-Luise Thöress, aber auch Kulturstadtrat Dr. Friedrich Ganzert unterstützen das Projekt, so dass Dragosits zuversichtlich ist, das Projekt im nächsten Schuljahr im Herbst fortzuführen. “Dafür suchen wir weiterhin Lesementorinnen und -mentoren, um noch mehr Schülern die Chance auf eine Verbesserung ihrer Lesefähigkeiten zu geben”, bittet die engagierte Mutter um Unterstützung. Wer sich dafür interessiert, wendet sich an Mag.a Eva Dragosits, 0699/17192595.

Für die vier BewohnerInnen aus dem Haus für Senioren ist das Projekt jedenfalls eine schöne Sache. Sie erleben, dass sie gebraucht werden und Kinder in einem wichtigen Lebensabschnitt unterstützen können. Gleichzeitig knüpfen sie berührende Kontakte, die Abwechslung in den Alltag bringen und ihr Leben bereichern.

(Text und Fotos ©: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.diakoniewerk.at)