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Das Haus für Senioren Wels des Diakoniewerkes hat seinen Garten so umgestaltet, dass er besonders den Bedürfnissen von Menschen mit Demenz entgegenkommt.

Um auf die speziellen Bedürfnisse von Menschen mit einer Demenzerkrankung besser eingehen zu können, hat das Haus für Senioren Wels des Diakoniewerkes in den vergangenen zwei Monaten seinen Garten mit der Unterstützung einer Gartentherapeutin umgestaltet. Am Donnerstag, 28. Mai, 18.30, wurde im Rahmen einer Feier der neu gestaltete Seniorengarten offiziell eröffnet. Neben den BewohnerInnen und MitarbeiterInnen haben sich auch Rotarier der Welser Clubs über die gelungene Gartengestaltung gefreut. Sie konnten sich davon überzeugen, dass ihre großzügige Spende von 14.320 Euro wirklich gut angelegt wurde. “Erstmals haben die drei Clubs Rotary Wels, Wels-Burg und Wels-Nova gemeinsam eine Aktion gestartet. Und wir freuen uns, dass durch die engagierte Unterstützung unserer Mitglieder dieser Garten so gut gelungen ist”, berichtete der Präsident des Rotary Clubs Wels, Josef Resch.

Die Rektorin des Diakoniewerks, Mag.a Christa Schrauf, bedankte sich bei den Rotariern für die wertvolle Unterstützung, die immerhin ein Drittel der Gesamtkosten des Gartens ausmacht. “Ein Garten verleiht einem Haus erst seinen persönlichen Charakter. Ein Garten für Senioren braucht eine besondere Gestaltung und die ist hier im Haus für Senioren Wels wirklich gelungen”, stellte sie fest. “Der Garten ermöglicht den BewohnerInnen und BesucherInnen ein Eintauchen in die Welt der Natur, in ein Stück Garten Eden!”

Erlebnisgarten und Ruheoase

Die asphaltierten Wege des neuen Gartens sind barrierefrei und breit genug angelegt, dass auch zwei Menschen im Rollstuhl oder mit Rollatoren problemlos aneinander vorbeifahren können. Es gibt einige gemütliche Sitzgelegenheiten, die zum Teil so angelegt sind, dass sie nicht nur als schattiges Plätzchen zum Verweilen einladen sondern auch Menschen mit Demenzerkrankung einen ruhigen, geschützten Rückzugsort bieten. Auf der anderen Seite gibt es vielfältige Erlebnismöglichkeiten, die die Sinne ansprechen und speziell bei diesen Menschen Erinnerungen an Vertrautes wecken. Bei der Bepflanzung wurde zum Beispiel auf bekannte einheimische Gewächse geachtet, die gut riechen und somit den Geruchssinn verstärkt aktivieren. Bei einer Mauer wachsen Erdbeeren, Himbeeren, Ribisel und Stachelbeeren in einer Höhe, wo sich die SeniorInnen nicht bücken müssen um davon zu naschen. Ein Schmetterlingsstrauch soll vermehrt Schmetterlinge in den Garten locken. Bei einem Bankerl kann man das beruhigende Dahinplätschern eines Wassersteins genießen. Der Wechsel der Jahres- bzw. Wachstumszeiten spiegelt sich in der Auswahl der Pflanzen wieder. So blühen im Frühling ganz typisch die Tulpen, im Sommer die Rosen und im Herbst die Astern.

Gerade darüber freut sich Erna Bixel, Bewohnerin im Haus für Senioren, (84) am meisten: “Mir gefallen im Garten besonders die blühenden Blumen.” Einige der Blumen wachsen in Trögen, so dass sie Frau Bixel auch vom Rollstuhl aus bequem betrachten kann. “Fast jeden Tag bin ich hier und schau mir die Blumen an”, erzählt sie.

Garten kommt gut an

Gertraud Wagner (88) ist Gast im Tageszentrum und aufgrund ihrer demenziellen Erkrankung oft schon sehr verwirrt. Aber sobald sie im Seniorengarten ist, werden Erinnerungen wach. “Das sind Akeleien. Und die Margeriten dort müsst’s aufbinden”, erklärt sie ihrer Begleiterin. Gleich darauf bückt sie sich nach einem kleinen Unkrautpflanzerl und reißt es aus. Frau Wagner hat für ihr Leben gerne im Garten gearbeitet. Auch wenn sie viele Dinge schnell vergisst, im Garten kennt sie sich aus!

Johann Trommelschläger (75), ebenfalls Gast im Tageszentrum, hat aufgrund seiner Demenzerkrankung einen hohen Bewegungsdrang. Er nutzt den Garten um einige Runden zu drehen und ergreift zwischendurch auch gerne einmal den Besen um den Weg zu kehren.

Mit Freude garteln, auch im Rollstuhl

Eine Besonderheit im neuen Garten ist das Hochbeet, das im Bereich des Tageszentrums, in dem vor allem Menschen mit Demenzerkrankung betreut werden, angesiedelt ist. “Dieses Hochbeet kann auch vom Rollstuhl aus oder im Stehen bearbeitet werden und gibt Menschen, die für ihr Leben gerne im Garten gearbeitet haben, die Möglichkeit, wieder ihrer Leidenschaft zu frönen und schöne Erinnerungen wach zu rufen”, erklärt Mag.a (FH) Sylvia Boubenicek, Leiterin des Tageszentrums. “Hier erleben die Menschen auch den Kreislauf des Wachstums, das Pflanzen, Gießen und Pflegen, Ernten und schließlich das Genießen.” Die geernteten Früchte werden gemeinsam verzehrt, Gartenkräuter im Tageszentrum zum Würzen des Mittagessens oder als Tee verwendet.

Heilsames Licht

Studien haben gezeigt, dass Menschen, die aufgrund ihres Alters und ihrer Bewegungseinschrän-kungen kaum mehr ins Freie kommen, zu wenig natürliches Licht erhalten. Mehr natürliches Licht wirkt sich jedoch sehr positiv gegen Depression und Antriebslosigkeit aus. Den neu gestalteten Garten können nun auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen verstärkt nutzen und Licht, Luft und Wärme genießen.

“Der neue Seniorengarten bietet nun für alle Menschen im Haus für Senioren mehr Erlebnismöglichkeiten und erweitert ihren Lebensraum. Ich bin überzeugt, dass der Garten zu mehr Zufriedenheit und Lebensfreude beiträgt”, Boubenicek abschließend.

(Text und Fotos ©: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.diakoniewerk.at)