Direkt zum Inhalt

Gaby May hat einen IQ von 110. Damit liegt die 36-jährige über dem allgemeinen Durchschnitt. Dennoch wird sie vor allem von Fremden immer wieder wie ein Kind behandelt. Der Grund: Die Steirerin kann kaum bzw. nur schwer verständlich sprechen. Und sie kommuniziert doch: Mit Hilfe der Unterstützten Kommunikation (UK), einem Teilgebiet der Logopädie, nimmt sie am sozialen Leben teil. Am 6. März, dem internationalen Tag der Logopädie, macht die engagierte Frau auf dieses Thema aufmerksam.

"Ich habe keine mentale Behinderung!"

Gaby May hat eine zerebrale Bewegungsstörung, eine Form der körperlichen Behinderung. Das bedeutet, dass sie ihre Muskeln nicht willkürlich kontrollieren kann. Dieses ungleiche Zusammenspiel der Muskelgruppen ist es auch, was Frau May das Sprechen schwer macht.
“Es ist für mich kaum zu ertragen, dass die meisten Fremden glauben, dass Menschen die nicht oder nur schwer sprechen können auch eine mentale Behinderung haben. Egal wer es ist, ich muss meist erst beweisen, dass ich keine geistige Behinderung habe. Das zehrt schon an den Nerven.”, ärgert sich Gaby May.

Man kann nicht nicht kommunizieren

Kommunikation ist eines der menschlichen Grundbedürfnisse. Die Lautsprache ist zwar das Hauptmedium um mit der Umwelt in Kontakt zu treten, aber bei weitem nicht die einzige Möglichkeit. UK setzt unterschiedliche Methoden ein, die die gesprochene Sprache unterstützen, ergänzen oder ersetzen.
UK ist sehr vielfältig. Dazu gehören Mimik und Gestik, genauso wie die Gebärdensprache oder Sprachausgabegeräte”, erklärt Logopädin Andrea Ganster. Die Multiplikatorin für Unterstützte Kommunikation arbeitet für “Die Bunte Rampe” der Mosaik GmbH, der einzigen Firmenunabhängigen Beratungsstelle für UK in der Steiermark.

Gespräche erfordern hohe Konzentration

Gaby May benutzt eine Buchstaben-/Zahlentafel aus Holz um sich mit ihren Mitmenschen zu unterhalten. “Mit meiner Nase zeige ich auf den betreffenden Buchstaben oder die Zahl. Natürlich ist es für mich und meine GesprächspartnerInnen nicht gerade einfach, einen Satz zu buchstabieren. Das erfordert schon hohe Konzentration.”, erzählt die Kapfenbergerin aus ihrem Alltag.
“Man soll keine Scheu haben nachzufragen – das ist viel wertschätzender als wenn man nur `Jaja` sagt. Völlig unangebracht ist es in jedem Fall, mit den Menschen zu schreien!”, macht Andrea Ganster deutlich. Ein Übel, von dem auch Gaby May ein Lied singen kann: “Manche Menschen glauben automatisch, dass man schwerhörig ist, nur weil man unverständlich spricht.”

"Behandelt uns wie vollwertige Mitglieder der Gesellschaft!"

So wie Frau May geht es vielen Menschen mit Behinderung. Nach wie vor werden sie von manchen Mitmenschen nicht wie vollwertige Mitglieder der Gesellschaft behandelt und z.B. auch im Erwachsenenalter noch geduzt. “Die Leute sollen keine Berührungsängste haben – Menschen mit Behinderungwollen nicht `in Watte gepackt` werden! Das wichtigste ist: Einfach `normal` sprechen wie sonst auch, sich Zeit nehmen und sein Gegenüber genau beobachten.”, nimmt Andrea Ganster allen potentiellen ZweiflerInnen den Wind aus den Segeln. Und Gaby May stimmt ihr voll und ganz zu.

Informationslinks zum Thema Unterstützte Kommunikation

  • Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.mosaik-gmbh.org (Projekte – Unterstützte Kommunikation)
  • Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.isaac-online.org
  • Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.buk.ch
  • Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.dotolearn.com
  • Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.meta.besondere-kinder.de
  • Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.vonLoeper.de

(Text und Fotos ©: Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.mosaik-gmbh.org)