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Mit einer Theaterperformance bei der Auffahrt zum Linzerberg in Gallneukirchen hat das Diakoniewerk am Dienstag, 2. Dezember, auf die Situation von Menschen mit Behinderung aufmerksam gemacht. Unter dem Titel “Mit dem Kopf durch die Wand – Mauern der Ignoranz durchbrechen” enthüllten SchauspielerInnen der Theatergruppe Malaria dabei das Plakat der aktuellen Diakonie-Kampagne. “Bitte nehmt uns als Menschen wahr. Wir haben`s nicht leicht als Menschen mit Down-Syndrom”, sagte ein Schauspieler nach der Performance, die einen Höhepunkt der laufenden Kampagne “Nähe ist Diakonie” bildete.

“Menschen mit Behinderung wollen genauso wie jeder und jede von uns ein selbstbestimmtes Leben führen, ein Leben, in dem sie selbst den Ton angeben können – ein Leben, das sie nach ihren Möglichkeiten, Fähigkeiten und Begabungen gestalten können”, sagte Mag.a Christa Schrauf, Rektorin des Diakoniewerkes. Ein Leben in weitestgehender Selbstbestimmtheit stehe ihnen “genauso zu, denn nach der Menschenrechtserklärung, die in diesen Tagen ihr 60. Jubiläum feiert, ist jeder Mensch frei und gleich an Würde und Rechten geboren”, Schrauf weiter. Die Diakonie-Kampagne wolle Menschen mit Behinderungen “ein Gesicht geben” und deren Probleme sichtbar machen. “Weil Menschen mit einem Handicap leider oft nicht von ihrem Umfeld, der Gesellschaft, in der sie leben,  entsprechend ihren Bedürfnissen und Wünschen wahrgenommen werden, brauchen sie unsere Stimme, unsere Lobby und unsere Solidarität! Sie brauchen Menschen zur Seite, die sie ernst nehmen, die sie fördern, damit sie, wie die Mitglieder des Theaters Malaria, ihre künstlerischen Talente optimal entwickeln können. Im vorliegenden Regierungsprogramm findet man durchaus sinnvolle Absichtserklärungen, es fehlen jedoch die dazugehörigen konkreten Maßnahmen”, betonte Schrauf im Hinblick auf den Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember.

Unter dem Motto “Mit dem Kopf durch die Wand” präsentierten das Diakoniewerk und SchauspielerInnen der Theatergruppe Malaria des Diakoniewerkes heute im Rahmen einer Plakatenthüllung gemeinsam ihre Forderungen nach mehr gesellschaftlicher Integration für Menschen mit Behinderungen.
 
Um die beabsichtigte schulische Integration von Kindern mit Behinderungen überhaupt erst zu ermöglichen, fehle, so Schrauf, ein lückenloses und flächendeckendes Angebot an Förder- und Integrationsmaßnahmen. Dazu gehören laut Diakoniewerk Frühförderangebote und Beratungsstellen für Eltern mit Kindern mit intellektueller Behinderung. Derzeit gäbe es in Österreich allerdings noch nicht einmal Ausbildungsstätten für frühe KommunikationsförderInnen.

Schrauf weiter: “Es ist traurig, dass der gemeinsame Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen noch immer die Ausnahme darstellt. Für weiterführende Schulen ist Integration überhaupt ein Fremdwort. Wir fordern daher einen Ausbau der integrativen Schulangebote, auch nach der achten Schulstufe. Das Recht auf Bildung ist ein Menschenrecht, von dem Menschen mit Behinderungen nicht ausgeschlossen werden dürfen. Darum müssen integrative Schulmodelle in Österreich endlich Standard werden.”
 
Die Diakonie begrüßt die im Regierungsprogramm angekündigte Weiterführung integrativer Berufsausbildungen. Hier sollte allerdings die Schaffung praktikabler Berufsbilder beziehungsweise die Berufsassistenz intensiv gefördert werden, damit Menschen mit Behinderungen auch wirklich am Arbeitsmarkt Fuß fassen können.

Abschließend fordert Schrauf von der neuen Bundesregierung die Einbindung von in geschützten Werkstätten Beschäftigten in die Sozialversicherung, damit auch in diesem Beschäftigungssektor ein Pensionsanspruch erworben werden kann.

Das Theater Malaria entwickelte sich 2002 aus einer Theaterwerkstatt. Zum Ensemble gehören zur Zeit zwölf SchauspielerInnen und ein Team aus Tanz-, Theater- und BehindertenpädagogInnen. Die Theaterwerkstatt bietet ein auf die SchauspielerInnen abgestimmtes, spezielles künstlerisches sowie theaterpädagogisches Programm. Selbst geschriebene und adaptierte Geschichten und Bilder werden in Szene gesetzt und zur Aufführung gebracht. Darüber hinaus besucht die Theatergruppe auch andere Aufführungen oder Theaterfestivals und veranstaltet integrative Workshops für Schulen und andere Einrichtungen.

Die Mitglieder im Theater Malaria sind nicht nur als SchauspielerInnen, “sondern auch als hervorragende MalerInnen und SchriftstellerInnen tätig”, berichtete Iris Hanousek-Mader, die die Theaterwerkstatt leitet. Für die erfolgreiche und international anerkannte Arbeit brauche es mehr Ausbildungsstätten, Räume und finanzielle Unterstützung für Produktionen, so Hanousek-Mader.
(von Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.diakoniewerk.at)