Jury um Felix Mitterer präsentiert Preisträger in den Kategorien Lyrik, Prosa und Lebensberichte
Mit dem Literaturpreis Ohrenschmaus, der heuer erstmals ausgeschrieben worden ist, soll ein neues Bild von Menschen mit Behinderung gezeigt werden. Mehr als 100 Beiträge wurden eingereicht, bei der Preisverleihung vergangenen Freitag wurden die Siegertexte prämiert. Die Jury um Felix Mitterer würdigte neben der hohen Qualität auch die Originalität der Texte. Ein großer Erfolg für die Literat/innen – aber auch für den Initiator, Abg. zum Nationalrat Dr. Franz-Joseph Huainigg und die Partnerorganisationen Caritas, Diakonie, Jugend am Werk, Lebenshilfe, SOB 31 und Vienna People First. Die Schokoladen-Manufaktur Zotter hat für den Literaturpreis eine eigene Edition kreiert.
Der heuer erstmals ausgeschriebene und mit insgesamt 3.500 Euro dotierte Literaturpreis sucht schriftstellerische Talente dort, wo man sie üblicherweise nicht erwartet: in der Küche einer Wohngemeinschaft, in einer Kunstwerkstatt oder im Gemeinschaftsraum eines Wohnheimes. Menschen mit Lernschwierigkeiten oder Lernbehinderungen werfen oft einen besonderen Blick auf die Welt, ihre Texte bieten Überraschungen und stellen hochwertige Literatur dar. Doch die meisten Texte erblicken nicht das Licht der Öffentlichkeit, landen in Schubladen oder werden als “Therapie-Produkte” abgetan. Eine sechsköpfige Jury, der neben Felix Mitterer auch Barbara Rett, Heinz Janisch, Friedl Hofbauer, Kurt Palm und Eva Jancak angehören, würdigten bei der Preisverleihung im Wiener Literaturhaus das Potential der neu entdeckten Literat/innen.
Als Preisträger präsentierten sie Renate Gradwohl (Kategorie Lyrik), Andreas Burtscher (Prosa) und Herbert Offenhuber (Lebensberichte).
Renate Gradwohl wurde 1967 geboren und lebt in Kindberg, Steiermark. Sie ist seit 1991 Mitglied von NAHTLOSKUNST KINDBERG, einer Plattform für Künstler/innen mit Behinderung (Lebenshilfe Bezirk Mürzzuschlag). Renate Gradwohl spricht nicht viel. Was sie zu sagen hat, beschreibt sie in ihrer eigenen Sprach-, Bilder- und Zeichenwelt. So begründete die Jury ihre Entscheidung: “Der Text ist nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich perfekt gearbeitet. Er beeindruckt durch Rhythmus, Verknappung und Reduzierung. Verdichtung und Klarheit im Gedankengang schaffen Dichtungen in ihrer schönsten Ausformung. Alptraumhaftes scheint durch, wenn auch sehr reduziert. Seine Kraft schöpft der Text aus der Kreisbewegung – der “böse Gerhard” steht am Anfang und am Ende, er ist zwingende Klammer.”
Andreas Burtscher, Preisträger in der Kategorie “Prosa”, wurde 1988 in Vorarlberg geboren. Er arbeitet in der Caritas-Werkstätte Bludenz. Sein Siegertext ist entstanden, als er gefragt wurde, welchen Beruf er ergreifen möchte. Dazu Jury-Mitglied Kurt Palm: “Ein Text, der die Sprache aus ihren Fesseln befreit.” So begründete die Jury ihre Entscheidung: “Dieser Text befreit die Sprache aus ihren Fesseln”, sagt Kurt Palm. Was beeindruckt, ist die lakonische Grundhaltung des Autors im Gegensatz zu seinen phantastischen Ausführungen. Die phantastischen Vorstellungen zur Berufswelt lassen, gepaart mit dem Lakonischen, eine gewisse Komik durchblitzen.
Herbert Offenhuber wurde für seinen Text “Hier ist mein Leben” ausgezeichnet. Der Vorarlberger wurde 1954 in Bludenz geboren, wo er heute lebt und in der Caritas-Werkstätte arbeitet. So begründete die Jury ihre Entscheidung: “Ein Text, bei dem trotz aller Tragik ein gewisser Optimismus durchscheint. Immer wieder bricht der Autor mit Klischees, die üblicherweise in Schlagern und Volksliedern besungen werden. Der trockene Humor beeindruckt, Komik und Witz klingt immer wieder durch.”
Julia Schriffl moderierte die Preisverleihung im Wiener Literaturhaus. Für die musikalische Gestaltung zeichnete das “K. & K. Vierteloktett – Ulli und Michael Krispl” verantwortlich. Zu den Sponsoren des Literaturpreises zählen Erste Bank, Investkredit, Maschinenring, Raiffeisenbank und viele Einzelpersonen. Weitere Informationen zum Literaturpreis und alle eingereichten Texte finden Sie auf der Website 
www.ohrenschmaus.net.
(von www.oevpklub.at; Quelle: OTS)