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Heute startet die Landesgruppe Tirol des Österreichischen Apothekerverbandes das Pilotprojekt “Arzneimittel-Hotline für Blinde”. Ab sofort können sich Blinde und stark sehbehinderte Personen unter der kostenfreien Telefonnummer 0800  / 204200 über ihre Arzneimittel informieren und die Informationen der Gebrauchsinformation abrufen.

Der Obmann der Landesgruppe Tirol des Österreichischen Apothekerverbandes, der Interessenvertretung der selbständigen Apotheker, Dr. Martin Hochstöger hat heute im Rahmen einer Pressekonferenz in Innsbruck gemeinsam mit Behindertenanwalt, Mag. Herbert Haupt, dem Präsidenten des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes, Klaus Martini, und DI Herbert Frech, Telekom Austria ein Pilotprojekt einer neuen Serviceeinrichtung für Blinde und sehbehinderte Personen vorgestellt.

Behindertenanwalt Mag. Herbert Haupt in der Pressekonferenz:
“Immer wieder wurde der Wunsch des Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverbandes die Beipackzettel von Arzneimitteln auch in Braille-Schrift zu vorzusehen von der zuständigen Politik auf die lange Bank geschoben. Leider wurde auch nie wirklich über Alternativen nachgedacht. Daher freut es mich, dass der Österreichische Apothekerverband eine praktikable Lösung dieses Problems rasch und unbürokratisch realisiert hat.”

Martini: "EU-Richtlinie bisher nicht umgesetzt"

Die Forderung der Europäischen Blindenunion, der auch der ÖBSV als Selbsthilfeorganisation angehört, die Bezeichnung von Arzneispezialitäten auf den äußeren Verpackungen und die Gebaruchsinformationen von Arzneispezialitäten für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen zugänglich zu machen, fanden in der EU Richtlinie § 56a einen positiven Abschluss. Präsident Martini:
“Während die Pharmaindustrie sofortige Bereitschaft zeigte die Bezeichnungen von Medikamenten mit Angabe der Stärke des Medikaments auf den äußeren Verpackungen in Blindendruck aufzudrucken, scheiterten die Bemühungen mit dem Gesundheitsministerium der früheren Regierung, die Zugänglichkeit der Gebrauchsinformationen von Arzneispezialitäten durch legislative oder andere Maßnahmen zu ermöglichen. Ich bin sehr froh, dass sich der Österreichische Apothekerverband unseres Problems angenommen hat und rasch und unbürokratisch eine Lösung dafür gefunden hat.

Hochstöger: "Quantensprung punkto Arzneimittel-Sicherheit für Blinde"

Im  Rahmen der medikamentösen Therapie spielt das Thema Arzneimittel-Sicherheit eine wichtige Rolle. Die Apotheker fühlen sich als an der Universität ausgebildete Arzneimittelexperten dafür zuständig. Die richtige Anwendung von ärztlich verschriebenen oder im Rahmen der Selbstmedikation selbst gekauften Medikamenten ist mitentscheidend für den Therapieerfolg. Eine wichtige Rolle dabei spielen auch die Informationen aus der den Arzneimitteln beigepackten Gebrauchsinformationen.

Dr. Martin Hochstöger: “Genau diese Informationen stehen aber unseren blinden oder schwer sehbehinderten Mitbürgern nicht zur Verfügung. Daher hat sich der Österreichische Apothekerverband auf Intervention der Behindertenanwaltschaft bereit erklärt eine Informations-Hotline einzurichten, unter der sich Blinde und schwer Sehbehinderte über ihre Arzneimittel informieren können.”

Arzneimittel-Hotline: 0800 / 204200 freigeschaltet

Ab sofort sind unter der Telefonnummer 0800 / 204200 von Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr und am Samstag von 8 bis 12 Uhr ein Apotheker oder eine Apothekerin für Blinde und sehbehinderte Mitbürger erreichbar, die für alle Arzneimittelauskünfte zur Verfügung stehen. Hochstöger: “Ich glaube, dass diese Initiative einen Quantensprung punkto Arzneimittel-Sicherheit für unsere blinden Mitbürger bedeutet.”

In den nächsten Tagen versendet die Landesgruppe Tirol des Blinden- und Sehbehindertenverbandes Kärtchen an seine Mitglieder mit der Nummer der Hotline in Brailleschrift.

Partner in diesem Pilotprojekt  für das Bundesland Tirol ist die Telekom Austria und der ORF Tirol. DI Herbert Frech: “Wir von der Telekom sind froh darüber, dass wir Menschen mit Behinderung mit dieser Aktion unterstützen können und so zu einer barrierefreien Gesellschaft beitragen.” Die Telekom hat die Service-Nummer kostenlos eingerichtet und trägt auch die Gesprächsgebühren. Der ORF stellt kostenlos Rundfunktspots zur Verfügung, um die Hotline-Nummer der Bevölkerung zu vermitteln.

Das Tiroler Pilotprojekt läuft bis Ende Mai 2008. Nach einer Evaluierung soll die Arzneimittel-Hotline dann bundesweit eingerichtet werden.

(vom Österr. Apothekerverband; Quelle: OTS)