(von Elisabeth Müller; www.liz.at.tt)
Mein Name ist Elisabeth Müller. Ich bin im Oktober 1977 in Linz ohne Arme zur Welt gekommen und habe eine ältere Schwester und einen jüngeren Bruder.
Seit meiner Kindheit habe ich gelernt mit den Füßen zu “arbeiten”, Kästen zu öffnen, Geschirr einzuräumen, mich anzuziehen. Meine Füße sind meine Hände.
Aufgewachsen bin ich in Enns bei meiner Familie. Meine Mum hatte immer viel Angst um mich, aber mit meiner Sturheit lernte ich heimlich Rollschuhfahren oder Radfahren. Manchmal blieb ein Sturz nicht aus und ich musste meiner Mum erklären, woher die Schrammen kamen. Ich glaube, ich fand das witziger als sie… mein Dad hat mir z.B. das Schifahren oder das Schwimmen beigebracht – ganz offiziell, nicht heimlich.
An meine Zeit im Kindergarten und in der Volksschule in Enns erinnere ich mich sehr gerne, es war eine schöne Zeit. Die LehrerInnen und auch die Kinder waren super. Nach der Volksschule besuchte ich die Musikhauptschule in Enns und danach das BORG in Perg, das ich aber nach dem Tod meiner Mum nicht abgeschlossen habe.
Das AMS hat mich als nicht vermittelbar abgewiesen und ich nahm an einem Berufsorientierungskurs des BBRZ teil, wo ich einige Praktika in den verschiedensten Firmen machen konnte. Meine Betreuer rieten mir zu einem weiteren Schulbesuch und wir besichtigten eine Integrative Schule in Wien. Der Gedanke wieder in die Schule zu gehen gefiel mir aber zu diesem Zeitpunkt nicht.
Nach einem weiteren kaufmännischen Kurs am BBRZ entschloss ich mich dann doch in die Schule nach Wien zu gehen. Dort besuchte ich zwei Jahre lang die HAK. Doch einen Job zu finden war mein sehnlichster Wunsch. Nach zwei Jahren kehrte ich zurück nach Enns und machte die HAK in Linz in der Abendschule weiter.
Während dieser Zeit hab ich mich beim Tourismusverband Enns als Bürohilfskraft beworben und den Job bekommen. Nebenbei besuchte ich noch immer die HAK – Abendschule.
Nach Problemen mit der Wirbelsäule hat mir mein Arzt geraten, mich entweder für Schule oder Beruf zu entscheiden. Ich entschied mich für den Beruf und machte den Lehrabschluss als Bürokauffrau. Und ich übe noch immer meine Arbeit beim Tourismusverband in Enns aus.
Im Alter von 10 Jahren habe ich begonnen Keyboard zu lernen. Meine erste Lehrerin war eigentlich Geigenspielerin, sie hat mir ein Jahr lang grundsätzliches beigebracht. Dann habe ich in der Musikschule ein Jahr lang Xylophon gelernt. In der dritten und vierten Klasse Musikhauptschule habe ich wieder Keyboardunterricht bekommen. Später habe ich mit einer Gesangsausbildung begonnen und mit 18 Jahren habe ich dann in der Landesmusikschule Enns wieder Keyboardunterricht bekommen. Und seit fünf Jahren gehe ich auch in den Step-Dance Unterricht und seit letztes Jahr im Musikzentrum Linz Gesang für Jazz/Pop/Rock.
Der Lehrer war und ist ideal für mich, er ließ sich nicht einwickeln, wenn ich ihm sagte: “das kann ich nicht”. Er versuchte die Stücke selbst mit nur einem Finger zu spielen und sagte: “Lieder die man mit einem Finger spielen kann, sind auch mit den Zehen spielbar!” – Und er hat bis heute Recht.
Meinen ersten Auftritt hatte ich 1997 – der Kiwanis Club sponserte mir einen großen Teil für mein neues Keyboard und als Dankeschön spielte ich dann auf einer Feier. Dort bin ich sozusagen “auf den Geschmack gekommen” – es machte richtig Spaß für andere Menschen zu spielen. Im selben Jahr gab ich mein erstes Konzert im BBRZ. Im Laufe der Jahre sind es dann immer mehr Konzerte geworden, mittlerweile kommen die Leute wegen eines Auftritts auf mich zu.
Meine größten und schönsten Erfolge bisher waren:
- 1997
Die Teilnahme am Landeswettbewerb für Keyboard und E-Orgel, Vize-Landesmeisterin im Ensemble - 1998
Teilnahme am Landeswettbewerb für Keyboard; Landessiegerin in der Altersklasse ab 17 Jahren - 2003
Der Sieg beim "Austrian Music Motion Award 2003" gemeinsam mit WIFF Enzenhofer und der Trommelgruppe aus Gallneukirchen - 2004
Die musikalische Inszenierung von "Das Kleine ICH bin ICH" gemeinsam mit dem Ennser Kindergarten
Auch im Fernsehen bin ich mit dem Keyboard bereits aufgetreten bei:
- Andreas Türck
- VERA
- Willkommen Österreich
- Barbara Karlich
Was Familie für mich bedeutet
Seit 2001 habe ich meine eigene Wohnung – ein Stück Freiheit, dass ich sehr genieße. Dieses Glück hat nicht jeder… selbstverständlich brauch auch ich bei einigen Dingen Hilfe. Einmal in der Woche habe ich eine Reinigungsfrau und einmal in der Woche kommt mein Dad, und geht mit mir einkaufen, und natürlich stehen auch immer meine Geschwister zur Verfügung. Alles andere erledige ich selbst. Wenn ich doch mal Hilfe benötige, dann kann ich jederzeit mit meinen Nachbarn rechnen.
Aber meine Familie ist nicht nur da wenn ich sie brauche. Wir alle verstehen uns bestens und Tratsch-Nachmittage werden regelmäßig “veranstaltet”, da wird diskutiert, gelacht und gescherzt.
Meine Familie ist wunderbar, sie gibt mir den nötigen Rückhalt, unterstützt mich und steht hinter mir.
Ich liebe es zu shoppen, und es steht mir immer eine Freundin zur Seite. Und geh ich dann doch mal alleine, dann ist es in den Geschäften manchmal eine Herausforderung Dinge zu erreichen, die weiter oben hängen oder etwa beim Bezahlen. Da ist es auch schon mal vorgekommen, dass Leute hinter mir ungeduldig reagiert haben. Aber meistens sind die Menschen sehr hilfsbereit.
Meine weiteren Hobbys sind: Lesen, Kino gehen, ins Café gehen, Schifahren, Radfahren mit meiner “Harley” – sie hat einen erhöhten Lenker – und Schwimmen.
“Musik ist mein Leben”. Mein Vater begleitet mich immer zu meinen Auftritten. Denn ohne die Unterstützung meiner gesamten Familie wäre dies und vieles andere nicht möglich.
Und irgendwann möchte ich dann nach Australien reisen und für diesen Langstreckenflug meine Flugangst überwinden…