(Marianne Hengl, Obfrau des Vereins für körperbehinderte Menschen – www.rollon.at, reagiert in einem e-mail auf den Woman Artikel über die 300 TOP-Frauen in Österreich)
300 TOP-Frauen in Österreich – nur behindert und gewöhnlich dürfen sie nicht sein
Ist es nicht bitter, wenn sogenannte “starke Frauen” im Kampf für Emanzipation jene vergessen, die keinen “Promistatus” haben. Die wahren Heldinnen unserer Zeit will man offensichtlich auch nicht sehen.
Die österreiche Zeitschrift WOMAN schließt Frauen (Menschen) mit Behinderung aus – Absicht oder nicht?
"Spieglein, Spieglein an der Wand …" heißt es im Märchen
Seit jeher träumen Frauen (und natürlich auch Männer) davon, schön und erfolgreich zu sein. Schönsein ist Pflicht für Frauen jeden Alters. Auch Mädchen und Frauen mit Behinderung träumen davon.
"Schön sein" steht für "attraktiv, erfolgreich, beliebt, begehrt".
Frauen mit sichtbarer Behinderung passen nicht ins gängige Bild, entsprechen nicht der Norm. Oft genug erleben sie unverblümt oder unterschwellig Ablehnung. Es wird uns Frauen mit Behinderung schwer gemacht, uns selbst und unseren Körper zu lieben und so anzunehmen, wie er ist.
Ja, wir Frauen mit Behinderung werden gern übersehen, mal mitleidig betrachtet, aber vor allem nicht als Frauen wahrgenommen. Menschen mit Behinderung werden als geschlechtsneutrale Wesen angesehen und so erzogen, brauchen also nicht schön sein. Frauen mit Behinderung werden niemals dem jeweils geltenden Schönheitsideal entsprechen.
Und dennoch wollen wir wahrgenommen werden als Frauen, die “mit beiden Beinen” im Leben stehen und erfolgreich sein können trotz eines Handicaps.
Karriere mit Behinderung
“In meinem ganzen Leben hat mich nie jemand gefragt, was mein Berufswunsch wäre, weil es diese Option für mich gar nicht gab und alle Menschen rundum mir aufgrund meiner schweren körperlichen Behinderung prophezeiten, dass ich sowieso nie einer Arbeit nachgehen kann. Aber ich wusste, dass ich durchaus mehr kann, als mir alle zutrauten.”
A. Mielke, DSA – pensionierte Büroangestellte
“Immer wieder haben blinde und sehbehinderte Menschen höhere Schulen besucht, noch lange bevor von Integration die Rede gewesen ist. Ich bin nur `Just another link in the chain`, wie es in einem Lied heißt. – Es ist ein Weg, der mich vor große Herausforderungen stellte; und dies entspricht wohl meinem Wesen. Ich habe gelernt zu kämpfen, nicht aufzugeben, mich zu engagieren, mehr zu tun, als notwendig ist, um ein bestimmtes unteres Limit zu erreichen. – Die Entscheidung, eine höhere Schule zu besuchen, würde ich heute genauso treffen wie damals.”
Beate H., Mag.a – Angestellte einer Hörbücherei
Schon in der Hauptschule gefiel mir der Gedanke, einmal als Sekretärin zu arbeiten, immer besser. Ich wollte weiter in die Schule gehen und eine Büro- und Verwaltungsschule besuchen. Also habe ich den Aufnahmetest gemacht, ihn bestanden, und zwar als Drittbeste. Aber dann kam die Enttäuschung: Ich wurde wegen meiner schweren Behinderung (u.a. auch Rollstuhlfahrerin) nicht aufgenommen. Ich war enttäuscht, erbost, und ganz besonders traurig. Aber ich wollte mich nicht unterkriegen lassen. Ich habe damals schon nach dem Motto gelebt, dass ich nie aufgeben will …
Marianne H. – Leiterin für Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit, Reiseberaterin für Behindertenreisen, Unternehmerin und Delegierte im Österr. Wirtschaftsparlament
WOMAN präsentiert das jährliche Ranking der TOP-Frauen aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Sport, Society.
Plus: Die bewegendsten Schicksale
Maria Altmann
91, Erbin der Klimt-Bilder
Bekam die restitierten Bilder nach jahrzehntenlangen zähen Verhandungen zugesprochen.
Ira von Fürstenberg
67, verlor Sohn
Sohn Christoph 49, starb mysteriös in einem thailändischen Gefängnis
Ein Tipp für all jene, die auf der Suche nach wahren Helden und Heldinnen unserer Zeit sind:
Sie schauen meist nicht wie Filmstars leinwandgerecht aus. Sie haben oft ein faltenzerfurchtes Gesicht, abgearbeitete Hände, keine Karrieregedanken. Aber sie sind von einer inneren Größe, die für manche Mitmenschen kaum fassbar ist und ohne die unsere Society-Welt nicht existieren und menschenwürdig leben könnte.
Damit Sie sehen wer hinter diesen Zeilen steht: Marianne Hengl (pdf)