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(von Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterwww.oebsv.at; Quelle: OTS)
Blinde und sehbehinderte Menschen sind nach wie vor mit Barrieren konfrontiert: mit realen baulichen, mit virtuellen und mit solchen in den Köpfen der Leute. Der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) – als größte österreichweite Interessensvertretung und Selbsthilfeorganisation von betroffenen Menschen – fordert daher am Tag des weißen Stockes mehr Aufmerksamkeit und Maßnahmen zum Abbau dieser Barrieren.
Am 15. Oktober 2006 begeht der Österreichische Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) den “Tag des weißen Stocks”. Am selben Tag ím Jahre 1964 übergab der damalige US-Präsident Johnson im Rahmen eines vielbeachteten symbolischen Akts weiße Langstöcke an Blinde, um auf den Beginn der systematischen Ausbildung Blinder im Mobilitätstraining hinzuweisen.
Seither nutzen Blindenorganisationen in aller Welt diesen speziellen Tag, um auf die besonderen Lebensumstände betroffener Menschen aufmerksam zu machen. Der weiße Stock ist Orientierungshilfe und Verkehrsschutzmittel. Er wird seit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts mit weißem Anstrich benutzt, denn schon damals war die Gefährdung blinder Menschen durch den Autoverkehr evident. Der weiße Stock gibt stark sehbeeinträchtigten Menschen ein hohes Maß an Mobilität und Selbstbestimmtheit. Zwar ist die barrierefreie Gestaltung des öffentlichen Raumes und der Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln in den letzten Jahren verbessert worden: “Aber nach wie vor gibt es viele Hindernisse, die für blinde und sehbehinderte Menschen sogar eine erhebliche Gefahrenquelle bedeuten können”, betont ÖBSV-Präsident Klaus Martini.

Hindernisse auf Gehsteigen

Die Zunahme fest installierter Hindernisse wie Fahrradständer, Straßenschilder oder Citylights machen ein Fortkommen auf Gehsteigen immer schwieriger. Nur auf vertrauten Wegen können sich sehbeeinträchtigte Menschen diesen “Hindernislauf” gut einprägen. Blindenampeln erleichtern zwar die Orientierung auf der Straße ungemein. Aber was tun, wenn vor der Ampel ein Fahrradweg vorbeiführt? Dann wird allein der Weg zur Gehsteigkante schon zum Hürdenlauf. Und das Vorantasten mit dem Blindenstock kann auch für Fahrradfahrer gefährlich werden.

Forderungen des ÖBSV

Daher fordert der ÖBSV den Ausbau des taktilen Leitsystems im öffentlichen Verkehr und vor allem in und zu öffentlichen Gebäuden, sowie von akustischen Blindenampeln. Viele Alltagsprobleme von blinden Personen könnten durch bauliche Maßnahmen und Vorschriften behoben werden, wie etwa die Kennzeichnung von freistehenden Treppen, die Absicherung von Glasflächen durch Kontraststreifen oder der Abbau des Schilderwaldes und von Werbetafeln auf Gehsteigen.

Virtuelle Barrieren

Sogar das normale Alltagsleben ist für Betroffene abenteuerlich, denn: “Barrieren können nicht nur baulicher, sondern auch virtueller Natur sein. Das Internet ist zum Beispiel für Vorlesegeräte nur selten barrierefrei,” erklärt Präsident Klaus Martini. Der ÖBSV kümmert sich daher um die Anliegen betroffener Menschen durch vielfältige Angebote: “Wir bieten auch mit Öffnet einen externen Link in einem neuen Fensterhttp://www.derdurchblick.at/ ein barrierefreies Internetportal,” berichtet Präsident Martini. Neben vielfältigen Entertainmentangeboten, der einzigen barrierefreien Community Österreichs, den Leitartikeln der Tageszeitungen (durch eine Kooperation mit APA OTS) und viel Wissenswertem rund um die Themen “Sehen und Blindheit” kann auf dieser Internetseite auch der bekannte Augenexperte Doz. Dr. Stefan Egger aus der Salzburger Landesaugenklinik in einer “Digitalen Sprechstunde” befragt werden. Erblindung und Sehbehinderung werden meist von Krankheiten wie der altersabhängigen Makuladegeneration, dem Glaukom oder Diabetischer Retinopathie verursacht: “Suchen Sie bei ersten Anzeichen von Sehstörungen ehestmöglich einen Augenarzt auf, im Frühstadium gibt es bei vielen Augenerkrankungen gute Heilungschancen,” betont Doz. Dr. Egger.

Moderne Hilfsmittel

Betroffen von Blindheit und Sehbehinderung sind zum überwiegenden Teil ältere Menschen. Gerade für diese Zielgruppe gibt es mittlerweile viele technische Hilfsmittel, die z.B. Sehbehinderten das Leben deutlich erleichtern können. So sind neben speziellen Lupenbrillen und Vergrößerungsgeräten neuerdings auch Handys mit übergroßem Display und sehr großer Tastatur erhältlich.

Zahlen & Fakten

In Österreich liegt der Anteil von Menschen mit einer Sehbeeinträchtigung bei 43,4 Prozent. Das heißt, fast jeder zweite Mensch hat einen Sehfehler. Allerdings kann der Großteil dieser Sehbeeinträchtigungen operativ behoben bzw. durch Brillen oder Kontaktlinsen verbessert werden. Über 400.000 Menschen leben mit einer nicht mehr behebbaren Sehbeeinträchtigung. Aufgrund des immer höheren Durchschnittsalters wird diese Zahl in den nächsten Jahren noch stark ansteigen. Rund 10.000 Menschen sind an beiden Augen blind.
Die Telekom Austria ist Hauptsponsor des ÖBSV.