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Die neue Direktorin der evangelischen Diakonie, Maria Katharina Moser, ist erstmals mit Forderungen an die Regierung an die Öffentlichkeit getreten.

Sie legte dabei einen ersten Schwerpunkt auf Kinderrechte und wünschte sich unter anderem einen Rechtsanspruch auf assistierende Technologien für junge Menschen mit Behinderung. Der Hilfsmittelkatalog dafür gehöre aktualisiert. Bei ihrer Antrittspressekonferenz äußerte sie sich auch zum Thema Lehre für Asylwerber.

Kritik an „superharter“ Asylpolitik

Angesprochen auf ein bekannt gewordenes Arbeitspapier des Innenministeriums, wonach trotz anhaltender Proteste aus Wirtschaft und Zivilgesellschaft auch Asylwerber in aufrechter Lehre abgeschoben werden sollen, äußerte Moser Unverständnis und vermutete „pure Ideologie“ bei den politisch Verantwortlichen. Besser als einen „superharten Kurs“ in der Asylpolitik vorweisen zu können und damit der heimischen Wirtschaft zu schaden wäre das in Deutschland geltende „3+2-Modell“, das asylwerbenden Lehrlingen die Beendigung ihrer Ausbildung und danach noch eine zweijährige Berufseinstiegsphase ermöglicht.

Zugang zu technologischen Hilfsmitteln erleichtern

Um den Bedarf an modernen Technologien für behinderte Menschen zu unterstreichen, hatte Moser den achtjährigen Volksschüler Liam Weingartner und dessen Mutter Kerstin Weingartner eingeladen. Der „Einser-Schüler“, der die dritte Klasse besucht, ist auf einen Sprachcomputer angewiesen. Seine Fertigkeiten darauf demonstrierte er gleich eindrucksvoll: Unter anderem beantwortete er damit Fragen nach seinem Lieblingsfach („Sachunterricht“) und seinem Berufswunsch („Polizei“).
Die Anschaffung derartiger Technologien sei allerdings teuer, betonten Moser und die betroffene Mutter. Rund 17.000 Euro koste der Sprachcomputer, auch die dafür notwendigen Behördenwege seien anstrengend. Die Diakonie-Direktorin forderte daher von der Regierung einen Rechtsanspruch auf solche Technologien. Zudem müsse eine zentrale Stelle eingerichtet werden, um problemlos zu den Mitteln zu gelangen.

Hilfsmittelkatalog veraltet

Dass es solche Technologien gibt, wisse längst nicht jeder oder jede Betroffene, berichtete Moser. Viele würden etwa über die Diakonie davon erfahren. Der aktuelle offizielle Hilfsmittelkatalog stamme zudem aus dem Jahr 1994 und gehöre „dringend auf den neuesten Stand gebracht“. Zutrauen und Wertschätzung seien für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, wichtig, betonte sie – aber genauso eine „solide materielle Basis“. In Österreich leben laut Diakonie 63.000 Menschen – darunter viele Kinder – mit Sprachbehinderungen.

„Frühe Hilfe“ und „Chancenindex“

Konkrete Anliegen an die Politik hat Moser daher auch in weiteren Bereichen. Etwa den flächendeckenden Ausbau sogenannter „früher Hilfen“, die jungen Müttern zur behilflich sein sollen. „Frühe Hilfen“ benötigten verunsicherte Mütter, die durch postnatale Depressionen, Probleme in der Partnerschaft oder als Alleinerziehende in überfordernde Situationen geraten. Eine weitere Forderung betrifft einen „Chancenindex“ für „benachteiligte Schulstandorte“, der unter anderem Bildungsstand, Beruf und Einkommen der Eltern umfasst. Diese Schulen würden dann entsprechend mehr finanzielle Unterstützung bekommen.

Fokus auf Menschen mit Behinderung

Noch hat Moser, die erst seit kurzem die Leitung der Diakonie von Michael Chalupka übernommen hat, ihre Anliegen der Regierung nicht vortragen können. Sie hofft auf eine Möglichkeit im Rahmen der traditionellen Advents-Aktion – wenn die evangelische Hilfsorganisation Adventkränze auch an die Vertreter der Politik überreicht. Als Diakonie-Direktorin will Moser den Scheinwerfer im ersten Jahr – wie sie ankündigte – besonders auf die Situation und Rechte von Menschen mit Behinderung, von Kindern und Jugendlichen sowie auf Pflege und Demenz richten. Die Diakonie ist Hilfs- und Sozialorganisation der Evangelischen Kirchen und zählt zu den fünf größten Sozialorganisationen in Österreich mit rund 9.000 Mitarbeitern an 600 Standorten in ganz Österreich.

(Quelle: religion.ORF.at/APA/KAP)