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Seit 1992 wird mit dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai darauf aufmerksam gemacht, dass diese nach wie vor oft im alltäglichen Leben mit Benachteiligungen konfrontiert sind. Das Diakoniewerk will an diesem Tag auf die Rolle der  „Selbstvertretung“ hinweisen, die einen wichtigen Meilenstein in der Gleichstellung von Menschen mit Behinderung darstellt.

 GALLNEUKIRCHEN. Die Selbstvertretung, das heißt Menschen mit Behinderung vertreten ihre Interessen selbst und gehen damit einen wesentlichen Schritt in Richtung Gleichstellung, ist dem Diakoniewerk in seiner Arbeit ein sehr großes Anliegen. Die Selbstvertretung zu stärken, bedeutet gleichsam, sich als Institution zurückzunehmen und dafür Menschen mit Behinderung als „NutzerInnen“ der Angebote auf ihrem Weg zu einem selbstbestimmten Leben zu begleiten.

„Menschen mit Behinderungen bringen sich ein, beteiligen sich und gestalten mit. Nicht wir als  Institution allein sind es, die Angebote entwickeln: Selbstvertretung ernst zu nehmen, bedeutet, Menschen mit Behinderung in ihrem Recht, für sich selber einzutreten, zu unterstützen und sie verstärkt in die Entwicklung und Verbesserung von Angeboten als NutzerInnen einzubeziehen“, unterstreicht Mag. Josef Scharinger, Vorstandsvorsitzender des Diakoniewerks.

So wie für das Diakoniewerk als Anbieter von sozialen Dienstleistungen die UN Behindertenrechtskonvention einen wesentlichen Referenzpunkt in der Gestaltung der Wohn- und Arbeitsangebote darstellt, ist die Konvention vor allem auch für Menschen mit Behinderung ein wichtiger Referenzpunkt für ihre Selbstvertretung. Denn dort wird das Recht auf eine unabhängige, selbstbestimmte Lebensführung normativ formuliert – als Menschenrecht.

Sichtbar ist heute die Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung im Diakoniewerk in vielen Formen der Beteiligung, Rückmeldung und der aktiven Mitarbeit an den sie betreffenden Konzepten, im Bereich der Entwicklung der Symbolsprache für Unterstützte Kommunikation, bei der Erstellung von Leitsätzen im Wohn- und Arbeitsbereich und natürlich in der täglichen Lebensgestaltung. Auch die Peer-Beratung, die seit 2015 im Diakoniewerk angeboten wird, ist ein zentrales Element von Selbstvertretung. PeerberaterInnen, die selbst eine Behinderung haben und dadurch auf ähnliche Erfahrungen zurückgreifen können, begleiten Menschen dabei, ihre eigenen Ressourcen zu entdecken und diese so einzusetzen, dass sie bereit sind, auch neue Wege zu gehen, abseits der beliebten und bekannten.

Eine ganz ähnliche Rolle haben gewählte InteressenvertreterInnen mit Behinderung, die ihre MitbewohnerInnen bzw. ArbeitskollegInnen in deren Anliegen vertreten.

Die Selbstbestimmt Leben Bewegung fand ihren Ausgangspunkt 1974 in den USA  und transnational lautet ihr Motto: „NICHTS ÜBER UNS – OHNE UNS“ (Nothing about us without us). Auch in Österreich entstanden seit den 70ern Selbsthilfe-Gruppen aus diesen Selbstvertreter-Gruppen wie die „Selbstbestimmt Leben Initiative“.

Gemeinsam überall in Europa auf die Rechte von Menschen mit Behinderung aufmerksam machen, in „einem Europa für alle“, fordert der Europäische Protesttag. Als Diakoniewerk sehen wir es als unseren Auftrag, Menschen mit Behinderung auf diesem Weg zur Gleichstellung durch maximale Selbstbestimmung und viele Möglichkeiten der Selbstvertretung zu begleiten.