Thomas Wagner ist der Vize-Präsident der Lebenshilfe Österreich.
Das ist etwas Besonderes.
Er ist der erste Mensch mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten,
der eine so wichtige Aufgabe in der Lebenshilfe hat.
Was ist ein Vize-Präsident?
Ein Vize-Präsident ist ein Stellvertreter
von einem Präsidenten oder einer Präsidentin.
Hier ist kein Präsident und keine Präsidentin
von einem Land gemeint,
sondern von einer Organisation.
Ein Vize-Präsident hat bestimmte Aufgaben
und muss wichtige Dinge in einer Organisation entscheiden
und mitbestimmen.
Wie kommt es,
dass Thomas Wagner eine so wichtige Aufgabe hat?
„Meine Familie hat mich schon immer
als normalen Teil der Familie anerkannt.“
Thomas Wagner ist aus Freistadt bei Linz.
Er hat viele Geschwister,
mit denen er viel gemeinsam gemacht hat.
Herr Wagner erzählt:
„Meine Familie hat mich schon immer
als normalen Teil der Familie anerkannt.“
Schulzeit
Die Schulzeit war am Anfang schwierig.
Es hat noch keine Busse gegeben,
wo auch Menschen mit Körperbehinderungen mitfahren haben können.
Es hat in der Umgebung
keine Schule für Kinder mit Behinderungen gegeben.
Deswegen hat er in die Sonderschule nach St. Isidor bei Linz müssen
und dort im Internat gewohnt.
Als Kind mit 7 Jahren schon so weit weg von den Eltern sein,
ist schwierig gewesen.
Thomas Wagner hat Glück gehabt.
Seine Mutter hat gesagt:
„Ich will meinen Sohn so oft als möglich sehen.
Deswegen hole ich meinen Sohn oft vom Internat ab,
damit wir ein Wochenende gemeinsam haben.“
In der damaligen Zeit war das ungewöhnlich.
Es haben auch nur wenige Menschen ein Auto gehabt.
Die Unterstützung von seiner Familie war wichtig für Thomas Wagner.
So hat er sich bald getraut,
dass er Klassensprecher wird.
Nach der Sonderschule hat er
ein Poly für körperbehinderte Jugendliche gemacht.
Das 1. eigene Zimmer
Nach der Schule hat Herr Wagner
Computer-Kurse in Linz gemacht.
Er hat auch in Linz gewohnt.
Das 1. Mal in seinem Leben
hat er ein eigenes Zimmer gehabt.
Ganz ein neues und schönes Gefühl.
Er hat selbst über viele Sachen entscheiden können.
Das war wichtig für Herrn Wagner.
Eine Arbeit finden
Dann hat Herr Wagner arbeiten wollen.
Er hat nirgendwo im Mühlviertel Arbeit gefunden.
Dann hat er in die Lebenshilfe in Freistadt eine Arbeit gefunden.
Endlich eine Arbeit
und noch dazu eine, die ihm gefallen hat.
In der Lebenshilfe
Es hat nicht lange gedauert
und Herr Wagner ist Haussprecher geworden.
Eine wichtige Aufgabe,
wo man die Interessen-Vertretung für andere macht.
Man bemüht sich,
damit die Interessen von Menschen eingehalten werden.
Man muss mit anderen Menschen reden
und vereinbaren, wie Menschen mit Behinderungen
gefördert werden können.
Deswegen kann man es kaum glauben,
dass Herr Wagner früher ganz schüchtern war.
Jetzt sitzt da nämlich ein Mann,
der weiß was er will
und der sich für viele Menschen einsetzt.
In der Lebenshilfe haben einige Betreuer und Betreuerinnen
die Fähigkeiten von Herrn Wagner erkannt.
Sie haben ihn unterstützt.
Sie haben ihn motiviert,
dass er etwas macht,
wo er seine Fähigkeiten einsetzen kann.
Nämlich sich für andere Menschen einsetzen
und sich etwas sagen trauen.
Deswegen ist er Selbstvertreter in der Lebenshilfe Oberösterreich geworden.
Dann war es soweit.
Vize-Präsident in der Lebenshilfe Österreich sein
Im Jahr 2012 hat die Lebenshilfe Österreich beschlossen:
Es soll einen Vize-Präsidenten geben,
der selbst eine Behinderung hat.
Das ist etwas ganz Neues gewesen.
Das hat es bei der Lebenshilfe in Österreich vorher noch nicht gegeben.
Ganz besonders ist das auch,
weil Thomas Wagner eine Körperbehinderung
und eine Lernschwierigkeit hat.
Thomas Wagner hat eine Unterstützerin
für die Arbeit als Vize-Präsident bekommen.
Man hat nämlich viele Aufgaben
und muss sich auf viele Besprechungen vorbereiten.
Die Unterstützerin hilft Herrn Wagner bei allem,
was er für die Arbeit als Vize-Präsident braucht.
Besonders am Anfang haben Herr Wagner
und seine Unterstützerin
viele Dinge ausprobieren müssen.
Es hat ja vorher in der Lebenshilfe noch nie
einen Vize-Präsidenten gegeben,
der eine Lernschwierigkeit hat.
Man hat nicht gewusst,
dass Herr Wagner besondere Hilfen brauchen wird.
Alle müssen lernen,
wie ein Vize-Präsident mit Lernschwierigkeiten gut mitarbeiten kann.
Herr Wagner und seine Unterstützerin
setzen sich gemeinsam dafür ein,
dass ein Mensch mit Behinderungen und Lernschwierigkeiten
gut bei allen Besprechungen mitmachen kann.
Sie haben dafür gesorgt,
dass es bei den Besprechungen mehr Pausen gibt
und dass langsam
und verständlich gesprochen wird.
Dafür hat seine Unterstützerin etwas über „Leicht Lesen“ gelernt.
Die Unterstützerin hilft Herrn Wagner,
dass er alle Unterlagen gut verstehen kann.
Denn manchmal sind die Unterlagen
sehr schwer verständlich.
Die Unterstützerin übersetzt alle Unterlagen,
damit sie leicht verständlich sind.
Gemeinsam mit anderen Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern
Herr Wagner trifft sich oft
mit anderen Selbstvertreterinnen und Selbstvertretern.
Sie überlegen,
was man in der Lebenshilfe Österreich machen soll.
Gemeinsam bemühen sie sich,
dass es mehr Barrierefreiheit gibt.
Zum Beispiel:
Menschen mit Behinderungen sollen gut in Gebäude hinein können
und sich dort allein bewegen können.
Menschen mit Behinderungen
sollen bei wichtigen Gremien und Arbeits-Gruppen mitbestimmen können.
Dafür sollen sie gut mitarbeiten können.
Menschen mit Behinderungen sollen eine Arbeit haben
und dafür bezahlt bekommen.
Dafür
und für viele andere Dinge
setzt sich Thomas Wagner ein.
Herr Wagner erzählt,
dass ihm seine Aufgaben als Vize-Präsident gefallen.
Er kann mitbestimmen,
was die Lebenshilfe Österreich anbietet.
Er kann mitbestimmen,
was es in der Zukunft gibt.
Und das soll ein gutes Miteinander sein.
Wer hat diesen Bericht geschrieben?
Den Bericht hat Kerstin Matausch-Mahr vom KI-I geschrieben.